Transparenzkodex

Transparenzkodex, Rhein, Foto 2016, Peter Kulpe, Breisach, Frankreich,

Transparenzkodex: So viel zahlt die Industrie an einzelne Ärzte

Tausende Ärzte haben zugestimmt, dass Pharmafirmen ihre Zahlungen an sie offenlegen. Wer war der Bestverdiener unter ihnen? Welcher Konzern investierte am meisten? Wo sind Schlupflöcher? Die Antworten im FAQ.

 Ärzte sollten Entscheidungen auf der Grundlage von medizinischem Fachwissen treffen. Lassen sie sich von Pharmaunternehmen Honorare für Vorträge oder Reisekosten zahlen, ist diese Unabhängigkeit in Gefahr.
54 Pharmaunternehmen haben sich nun verpflichtet, einen Teil der Zahlungen an Ärzte im Detail offenzulegen. Gemeinsam mit dem Recherchezentrum „Correctiv“hat SPIEGEL ONLINE die Daten zusammengetragen und ausgewertet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Ergebnissen.

Welche Firmen haben ihre Daten preisgegeben und warum?

Beim Transparenzkodex handelt es sich um eine Eigeninitiative des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VfA) und des Vereins Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA). Die teilnehmenden Unternehmen decken nach eigenen Angaben 75 Prozent des deutschen Pharmamarkts für verschreibungspflichtige Medikamente ab. Ziel des Projekts sei, ein wachsendes Verständnis für die Zusammenarbeit von Ärzten und Unternehmen zu schaffen, erklärte der VfA.

Wie transparent ist der Kodex wirklich?

Noch bietet er zu viele Schlupflöcher. So mussten zwar alle teilnehmenden Unternehmen ihre Zahlungen an Ärzte offenlegen. Die Namen der Mediziner aber nannten sie nur, wenn diese der Veröffentlichung zugestimmt hatten. Grund dafür sei der Datenschutz, erklärten die Unternehmen. Stimmten Ärzte nicht zu, wurden ihre Daten zusammengefasst und anonymisiert veröffentlicht.

Wie viele Mediziner haben der Veröffentlichung ihrer Daten zugestimmt?

Mehr als 71.000 Ärzte erhielten den Daten zufolge Zahlungen von Pharmaunternehmen. Davon stimmten 29 Prozent der Veröffentlichung ihres Namens zu, immerhin rund 20.000 Mediziner. Die Daten erlauben somit einen Einblick in finanzielle Verbindungen von Ärzten und Industrie, den es in Deutschland so noch nie gab.

Wie viel Geld erhalten Deutschlands Ärzte von der Industrie?

Den Angaben zufolge investierten die 54 Unternehmen 2015 rund 119 Millionen Euro in Honorare für Mediziner und andere Fachkreisangehörige wie Apotheker für Fortbildungen, Beratungen und Dienstleistungen. Im Schnitt erhielt jeder der über 71.000 Ärzte allein 1600 Euro.

Die Spannweite war enorm: Der am besten bezahlte Mediziner, ein renommierter Neurologe, erhielt mehr als 200.000 Euro. Der Arzt mit dem geringsten Beitrag, ein Chefarzt aus einer Reha-Klinik, rechnete 2,10 Euro Reisekosten ab.

Erfassen diese Angaben wirklich alle Zahlungen der Industrie an Ärzte?

Nein, einen sehr großen und wichtigen Block haben die Organisatoren des Transparenz-Kodex ausgelassen: Honorare für die Durchführung von Anwendungsbeobachtungen und Studien für neue Medikamente. Statt auch diese Zahlungen aufzuschlüsseln, veröffentlichten die Firmen nur die Summe: 366 Millionen haben sie Ärzten und Institutionen für Forschungs- und Entwicklungsarbeit bezahlt. Welcher Anteil davon nur an Ärzte ging, ist nicht bekannt. Auch hier fehlt es noch an Transparenz.

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Quelle

Veröffentlicht von Neu-Essener

Ich bin, ich weiß nicht wer. Ich komme, ich weiß nicht woher. Ich gehe, ich weiß nicht wohin. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin …

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